Vordere Reihe (von links nach rechts): Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor von Esens, Harald Hinrichs, Förderpreisträgerin Dinah Ehnts (Esens), stellv. Landrätin des Landkreises Friesland, Marianne Kaiser-Fuchs (Wiarden). Hintere Reihe (von links nach rechts): Simone Alber (Tübingen), Michael Helming (Ravensburg), Bella Bender (Dossenheim), Klaus Siewert (Wiarden), Wolfgang Fehse (Berlin), Sonja Dohrmann (Hamburg), Andreas Graf (Köln), Gabriele Vogt (Wiesbaden).


Finale 10. Internationaler Landschreiber-Wettbewerb „Sprache & Einsamkeit“ in Jever / Goldene Linie überschritten

Im Grafsaal des Rathauses herrschte gebannte Stille, als nach den Begrüßungsworten von Almuth Thomßen, stellv. Bürgermeisterin von Jever, und Marianne Kaiser-Fuchs, stellv. Landrätin des Landkreises Friesland, Harald Hinrichs, Stadtdirektor von Esens, auf entsprechende Nachfragen freimütig bekannte, dass das Überschreiten der Goldenen Linie Höhe Carolinensiel ganz schmerzlos verlaufen und der Landschreiber-Wettbewerb mit seinen Literaturhäusern in Groß Holum im Westen und Wiarden im Osten gewissermaßen als Mittler zwischen den alten historischen Grenzen wirke. Hier wie dort leben die Gewinnerinnen und Gewinner aus Tübingen, Wiesbaden, Ravensburg, Hamburg, Berlin und Brüssel eine Woche lang, um neue „Nordseetexte“ zu schreiben. "Gemäß den Statuten des Wettbewerbs soll der einwöchige Nordseeaufenthalt zum gegenseitigen Austausch dienen, Impulse setzen und zu neuen Ideen führen, vor allem aber auch zur Wahrnehmung unserer Region: die während des Aufenthaltes entstehenden Texte sind an das Land, seine Menschen, deren Sprache und an die Natur der Küstenregion gebunden", so Klaus Siewert, Gründer des Landschreiberwettbewerbs und Vorsitzender der Jury aus Wiarden.

Dinah Ehnts aus Esens, Förderpreisträgerin in der Sparte Prosa, beeindruckte mit ihrem Text „Die erste Woche ohne dich“, und mit dem plattdeutschen Text von Sonja Dohrmann aus Hamburg. „Twee Minschen – een Gedank“ fanden die Lesehäppchen der Prämierten schließlich ein stilvolles Ende. "Mittlerweile wird der Landschreiber-Wettbewerb als Sprach- und Literaturpreis international wahrgenommen; die Zahl der Einsendungen ist inzwischen dreistellig, sie kamen dieses Mal aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Rumänien und der Türkei. In der Kulturlandschaft der deutschen Literaturwettbewerbe nimmt der Landschreiber-Wettbewerb heute einen prominenten Platz ein", so Klaus Siewert, Vorsitzender der Jury und Erfinder des vor 14 Tagen erstmals veranstalteten "Kleinen Landschreibers `Mein Planet´" für Kinder aus der Region. Mit dem 11. Landschreiber-Wettbewerb „Sprache & Sprachlosigkeit“, zu dem noch bis zum 31. Dezember des Jahres Einsendungen möglich sind (www.landschreiber-wettbewerb.de), geht es nun weiter. Die Lesung im Grafsaal war derweil für die Zuhörerinnen und Zuhörer ein Erlebnis, allein durch Sprache – ohne Bilder und mediale Überfrachtungen – das nachhaltige Wirkung erzeugte. Unterstützt worden ist die Veranstaltung durch die Stiftungen der EWE und der OLB.

In der Sparte Prosa haben gewonnen: Gabriele Vogt / Wiesbaden mit dem Text "Anne" und Simone Alber / Tübingen mit "Frau M.", gefolgt von Michael Helming / Ravensburg am Bodensee mit "Eigentumsdelikte" auf Platz 2 und Bella Bender / Brüssel mit "Ellipsen der Einsamkeit" auf Platz 3. In der Sparte Lyrik kam Wolfgang Fehse / Berlin mit seiner "Moritat vom Mord an einem Schöneberger Bürger" auf Platz 1, dahinter auf Platz 2 Britta Lübbers / Oldenburg mit "Holz und Staub". Mit "Jecke Käzjer" und weiteren kölschen Texten konnte sich in der Sparte Mundart Andreas Graf / Köln durchsetzen.